Die Popstar-WG

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So wohnen Popstars: Sie haben immer ein Groupie im Bett, einen Privatkoch in der Küche und teure Designermöbel in ihrer Luxus-Bude – denkt man. Königswort-Sänger Cyril Krueger („So’n Schein“) gewährt uns exklusiv Einblick in seine Wohnung in Hannover-Nordstadt und spricht mit uns über Striptease, die wärmsten Socken der Welt und Marie.

Der Wecker klingelt. Schrill. Viel zu früh. Hände tappen im Halbdunkeln über das rote Bettlaken zum kreischenden Ungetüm. Tasten, drücken – Stille. Minuten später piept es wieder. Aus einer anderen Richtung, ein anderer Traumkiller. „Das geht eine Stunde so. Ich muss richtig sauer werden, dann erst stehe ich auf“, erzählt Cyril Krueger Stunden später in seiner Küche in der Nordstadt und zieht seine graue Mütze tiefer ins Gesicht. 95 Quadratmeter bewohnt der 25-Jährige zusammen mit seiner Mitbewohnerin Corinna im zweiten Stock des Altbau-Hauses. „Sie kocht die beste Bolognese der Stadt“, schwärmt er mit vollem Mund und schiebt gleich noch ein Stück Lasagne hinterher. Kein Wunder, als Restaurantleiterin vom Loretta’s ist sie vom Fach.

Gemütlich ist es, mit der rot-weiß karierten Decke auf dem Tisch und den beigen Sesseln, die man aus Omas Wohnzimmer kennt. Auf der Kücheninsel steht eine große Schale frisches Obst, Töpfe stapeln sich in den Regalen, „Kochen mit Jamie Oliver“ ist die Genießer-Lektüre. „Ich liebe das hier alles. Man hat keine Angst nichts anfassen zu dürfen. Nichts passt zusammen und deswegen irgendwie doch“, sagt Cyril. Er ist ein Küchen-Sitzer. Einer, der gerne schlemmt. Keine Süßigkeiten, dafür Bio und davon ganz viel. Einer der’s unkompliziert mag. Einer, der morgens lieber in der Küche Kaffee trinkt statt stundenlang im Bad zu stehen.

Cyril riecht nach Cyril. Punkt.

„Deswegen trage ich meine Mütze, spart das Haare machen“, erklärt er. Klar, duschen und Zähne putzen gehören zum morgentlichen Ritual dazu. Aber sonst ist er dort nur, um auf der Toilette zu sitzen – und Gitarre zu spielen. „Ich hab hier meine Ruhe, keiner stört mich.“ Sagt’s und streicht über die Gitarrenseiten. Versinkt in der Melodie und ist auf einmal ganz weit weg. Die schwarzgekachelten Wände sind sein einziger Zuhörer. Zugegeben, wir sind auch dabei. Lauschen, knipsen, kritzeln Worte auf den Block: „Überraschend: Cyril Krueger trägt kein Parfüm. Cyril riecht nach Cyril. Punkt.“ Noch ein Erinnerungsfoto unter der Dusche. Cool. Raus aus der Wanne, Tür auf, Tür zu, rein in den nächsten Raum.

Im Flur reihen sich Chucks wie eine bunte Karavane fein säuberlich die Wand entlang – 14 Paar an der Zahl. „Ich bin Mütze, Jeans, Chucks“, beschreibt er seinen Style. Die szenigen Stofftreter passen, sind bequem, er trägt sie immer – zu jeder Jahreszeit. „Ich hab im Internet nach den wärmsten Socken der Welt gegooglt und sie bestellt.“ Damit sollen auch bei Schnee und Eis die Füße warm bleiben. Aus Schaafwolle, etwas kratzig, dickes Garn, schwarz. Schwarz sind viele Klamotten in seinen Kleiderschrank. „Schwarz und schwarz passt gut zusammen. Sobald ich zwei Farben kombinieren muss, bin ich überfordert“, sagt er. Die Chucks sind dafür kunterbunt. Der Holzboden knarrt leise, als er den Flur entlanggeht.

„Life“ hat mich enttäuscht

Altbau-Boden, hohe Decken, Rockstars an den Wänden. Idole? „Nee, das mit den Vorbildern ist schwierig“, sagt er. Und greift in seinem Arbeitszimmer ins Bücherregal, um die Biografie von Keith Richards rauszunehmen. „Life“ prankt in großen weißen Buchstaben auf dem Cover. „Ich fand ihn toll, aber nach dem Lesen war ich enttäuscht. Er hat das geschrieben, was von ihm erwartet wurde. Irgendwie war es nicht echt“, sagt er. Blättert. Denkt.

Wie ist Cyril? Bett, Schrank, Sekretär, Wandspiegel – das ist sein Zimmer. Das war’s. Kein Schnickschnack. An der Wand ein selbstgemaltes Bild von seinem Vater, aus Kindertagen. „Er unterstützt mich. Immer“, sagt Cyril. Dankbarkeit schwingt in seiner Stimme mit. Sein Vater träumte einst vom Rockstar-Dasein, spielte in einer Band. „Sie hatten Großes vor“, erzählt Cyril. Doch der große Durchbruch blieb aus.

Striptease für „Marie“

Das Musikbusiness ist hart. Cyril arbeitet mit Königswort an einem Album. Einsingen im Studio, Cover am heimischen PC bauen, Freunde für den Videodreh anrufen. „Wir machen alles selber.“ Nach dem Auftakt-Hit „So’n Schein“ kommt die Single „Marie“ am 18. Oktober in die Läden. „Es ist eine Ballade mit Eiern“, erzählt er. „Für mich ein echter Striptease. Es ist eine Geschichte aus meinem Leben.“ Er singt von einer zerbrochenen Liebe. Er singt von dem Moment, wo einem das Ende bewusst wird, dass man vorher nicht kommen sah. Er singt von ihr. Marie. Emotionen. Man fühlt mit.

Nach einer Stunde haben wir alles gesehen und viele Geschichten gehört. Cyril muss los. Den Videodreh für „Marie“ organisieren. „Wir drehen in einem Möbelhaus in Hannover, weil wir unterschiedliche Kulissen brauchen“, erzählt er. „Mit echten Schauspielern. Das wird cool“, sagt’s und grinst dabei. Wir sind gespannt …

Mareike Köster und Ina Richter (Foto)

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